Die Schlange
Da fiel’s einem ein:
„Ich stell der Schlange in Bein!“
Doch die Schlange kroch hoch,
Durch das Hosenbeinloch.
Kurz sie erschrak,
Da in der Hose sich barg
Ein Winzling ermattet.
Der hatte begattet
Und schrumpfte nun deutlich.
Die Schlange, die freut sich.
Hat sie doch jetzt Platz
Im Versteck unterm Latz.
2016/April
Der Wurm
Es wohnt ein Wurm in ’ner Zitrone.
Doch wurd’ er sauer und zog aus.
Longiert kurz in ’ner Kaffeebohne,
Die macht ihn bitter, welch ein Graus.
Als nächstes er ’ne Pflaume fand,
Durch die fraß er sich sehr gewandt.
Nun wurd’ dem armen Wurm sehr übel.
So zog er um in eine Zwiebel.
Mit Zwiebelsäften im Gedärm
Macht dieses Würmchen reichlich Lärm.
Es denkt bei sich: „Was ist zu tun?“
Beschließt ein wenig aus zu ruh’n.
Hängt träge nun an einem Zweig.
Verbringt hier träumend seine Zeit.
Und als es wieder wach und klar,
Ist ihm geschenkt ein Flügelpaar.
Als Falter fliegt der Wurm nun fort
An einen unbekannten Ort.
2016/Juli
Der Igel
Es raschelt, schabt und schnaubt,
ein Igel durch das Gartenlaub.
Sein Stachelkleid trägt er mit Stolz.
Verbirgt sich gern im Unterholz.
Frisst alles was ihm kommt vors Maul
Und ist des Nächtens niemals faul.
Nur im Winter wird er träge.
Schnarcht dann wie ’ne alte Säge.
Zehrt vom Speck der Sommerzeit
Und träumt, das diese nicht mehr weit.
2016
Das Huhn
Ein Huhn, das wollte was erleben.
Es träumt von Taten, sehr verwegen.
Da kam der Fuchs zum Hühnerzaun
Und dacht: „Ich könnt dies Hühnchen klau’n.
Nur wusst’ er nicht: Wie soll er’s fangen?
Wie zu dem Federvieh gelangen?
So spornt er es zum Fliegen an.
Das Huhn, das flattert was es kann.
„Komm lass es uns gemeinsam tun!“
So lockt der schlaue Fuchs das Huhn.
Und wackelt kess mit einem Ohr.
Das Huhn es fliegt, hebt sich empor.
Und endlich schwebt es über’n Zaun.
Der Fuchs, der denkt: „Nett an zu schau’n!“
Das Huhn in heil’ger Einfalt gackert,
Noch einmal mit den Flügeln flattert,
Erwartungsvoll den Fuchs anblickt,
Und Schwupps, der packt es am Genick.
Mit unserem Huhn ist es vorbei.
Im Hühnerstall legt man ein Ei.
Die Hennen scharren munter weiter,
Marschieren auf der Hühnerleiter,
Picken gackernd Körner auf.
Kurzum man lebt den Lebenslauf.
Der Fuchs niest eine Feder fort
Und verlässt den Hühnerhort.
2016
Der Maulwurf
Graf Friedolin von Grabowitz
In seinem Maulwurfshügel sitzt.
Er denkt bei sich: „Es wär doch nett,
Wenn ich ein Maulwurfsmädchen hätt.
Wenn Pelz an Pelz sich kuscheln würd.
Gemeinsam man nach Würmern spürt.“
Die Freiin Ruth von Grabenstein,
die ist’s, die will der Graf sich frei’n.
So läuft er los, durch dunkle Gänge.
Weiß Gott, davon gibt es ’ne Menge.
Wirft hier und da ’nen Hügel auf
Und schiebt sein Maulwurfsnäschen raus.
Als endlich er das Weibchen wittert,
Friedolin vor Freude zittert.
Doch wirbt im glänzend schwarzen Pelz
Auch der Herr von Grabenfels.
Der stattlich, aber reichlich blind,
wie Maulwürfe nun einmal sind,
sich freiend wendet an die Magd.
Und die hat sofort „Ja!“ gesagt.
Graf Grabowitz, der macht es besser,
Trägt auf der Nase Brillengläser.
Drum sieht er was er freien will
Und Fräulein Ruth, die hält ganz still.
Zunächst man noch verhalten scherzt.
Die Herzen flattern Himmel wärt’s.
Dann gibt’s den ersten zarten Kuss
Und’s kommt wie es wohl kommen muss…
Die Zeit vergeht im Maulwurfsbau
Beide sind längst Mann und Frau.
Die Kinderschar, die macht sich breit.
Mit seiner Frau gibt’s auch mal Streit.
Graf Friedolin von Grabowitz
In seinem Maulwurfhügel sitzt
Und denkt bei sich es wär doch nett,
wenn ich mal meine Ruhe hätt‘.
2016
Froschgequake!
Vergeblich war die Liebesmüh’.
Der Frosch, der freute sich zu früh.
Die Fröschln fand sein Quak zu fad
Und sprang vom Wasser auf den Pfad.
Und wanderte zum Nachbarteich.
Hier quakte Oskar Kröten gleich.
Und übers Jahr da quakte gar
’ne riesengroße Kinderschar.
Das Froschgequake war so laut,
Dass Adebar mit seiner Braut
Am Himmel fliegend es vernahm
Und an den Teich zur Mahlzeit kam.
Im Nachbarteich der Frosch blieb heiter,
Denn Adebar, der flog satt weiter.
2015/April/27